Erfahrungsbericht von Nina Alexandra Jung
Von: Nina Alexandra Jung [mailto:n.a.jung@web.de] Gesendet: Dienstag, 5. Dezember 2006 13:57 An: info@cuxkatzen.de Betreff: Erfahrungsbericht Harngries/ Struvitsteine/ Penisamputation
Hallo Frau Benger,
mein Name ist Nina und ich wohne in Gelsenkirchen (NRW) und kann Ihnen bzgl. oben genannten Themen weitreichende Erfahrungen geben.
Wir haben zwei Kater im Haushalt, Donald ist 11 und fit wie ein Turnschuh und Micky, 9 Jahre ist unser kleines Sorgenkind, dem es aber jetzt im Moment ganz gut geht. Die Geschichte von Micky möchte ich Ihnen einmal näherbringen, mit der Bitte sie zu veröffentlichen, um Menschen zu warnen, voreilige Schlüsse zu ziehen, und vor allem sich selbst und dem Tier optimal zu helfen.
Alles begann, als Micky 7 Jahre alt war. Uns fiel in keiner Weise auf, dass er Probleme hatte Urin abzusetzen. Bis er eines Abends (Freitag 22:00 Uhr) nicht mehr vom Klo runterkam und rein gar kein Urin herauskam. Ich machte einen großen Fehler und fuhr in die falsche Tierklinik. Ich unterschrieb völlig fertig einen Eingriff, der mir in dem Ausmaß gar nicht beschrieben worden ist. Die Tierärzte freuten sich, endlich richtig Geld verdienen zu können, weil ich so eine doofe Tierbesitzerin war, mit der man anscheinend alles machen konnte.
In der Nacht amputierten sie den Penis und eröffneten die Blase.
Als ich davon erfuhr, fuhr ich völlig aufgelöst am nächsten Tag zu meinem Tierarzt vor Ort. Die Klinik hatte ihn bereits in Kenntnis gesetzt. Er fragte nur, was mich geritten hätte mein Tier in diese Klinik zu bringen? Doch woher sollte ich das wissen??? Außerdem hagelte es Vorwüfe von wegen "das kommt nicht von heute auf morgen, dass hätten sie eher merken müssen". Gleich vorweg: Ich mag meinen Tierarzt für seine schonungslose Ehrlichkeit. Und er leistet gute Arbeit.
Ich holte mein Tier umgehend aus der Klinik und pflegte es zu Hause. Als ich ihn abholte war es ein Jammer. Er stank total nach Urin und hatte große Wunden auf der Haut. Außerdem musste ich drei Stunden warten!!! Ich hätte die Ärztin am Liebsten verdroschen. Wäre ich rechtsschutzversichert gewesen, hätte ich die Klinik verklagt. Mir haben noch 3 weitere Tierärzte den Pfusch im Nachhinein bestätigt.
Gesundheitlich war es ein Desaster. Er machte überall in die Wohnung. Auch darüber hatte man mich nicht aufgeklärt. Und Urin absetzen klappte auch nicht wirklich gut. Als die Fäden gezogen werden mussten, sagte mein Tierarzt, die Narbe sei richtig schlecht gemacht und das er diese OP-Technik so noch nicht gesehen hat. Wir beließen es aber dabei, und das Übel nahm 18 Monate seinen Lauf.
Kurz: Micky ging es wirklich beschissen. Er nahm zahlreiche Antibiotika, sämtliche harnansäuernde Tiermedikamente und Futter, nichts half. Mein Tierarzt stufte ihn als nicht therapierbar ein. Mein Arbeitgeber war stinksauer, da ich mehrmals nach Hause fuhr, um ihm Schmerzmittel zu geben und Urin aufzuwischen. Meine Nerven lagen blank, ich konnte nicht mehr. Es half nichts. Auch die Guardacid-Tabletten halfen nicht. Zudem stört mich daran der Inhaltsstoff Zucker.
Dann konnte er wieder nicht pinkeln. Das war zwar häufig der Fall, aber diesmal wars lebensbedrohlich, Micky war ausgetrocknet, wankte schon, weil er durch die Krämpfe auch erbrochen hatte und so schellte ich meinen Tierarzt aus dem Bett. Natürlich musste er bleiben, es wurde ein Katheter gelegt und er kam an den Tropf um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Blutabnahme war schon nicht mehr möglich, durch die Austrocknung war das Blut so angedickt, dass der TA nichts herausbekam. Am nächsten Tag machte er die OP-Narbe auf und entdeckte fürchterliches. Micky hatte keine Harnröhre mehr, die Ärzte in der Klinik hatten diese total kaputtoperiert. Und in dem Narbengewebe hatten die Struvitsteine sich schon eingefressen, richtige Gänge gebildet. Mein Tierarzt stammelte nur was von "sowas hätte er nicht vermutet und noch nie gesehen", obwohl die schlechte Narbe doch schon ein Zeichen war!!! Er sagte, man könne eine künstliche Harnröhre basteln und noch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. Er hat jetzt nur noch Schadensbegrenzung machen können.
Wir mussten die Öffnung hinten dann 14 Tage künstlich mit einer Salbe aufhalten, damit das Gewebe nicht zuwächst. War natürlich für uns und für Micky echt nicht schön. Da Micky aber gutes Heilfleisch hatte, war das gar nicht so einfach. Laut Tierarzt kann das Narbengewebe jederzeit und auch noch nach Jahren zuwachsen. Die Gefahr ist also bis heute da.
Die erste Zeit verzichteten wir auf harnansäuernde Medikamente in der Hoffnung, das der Gries jetzt rauskommt. Pustekuchen. Micky hatte erneut Schwierigkeiten. Mein Tierarzt machte eine Kollegin ausfindig, die künstliche Penisse einpflanzt. Das wäre die einzige Möglichkeit den Ausgang offen zu halten. Doch einen anderen Tierarzt als meinen an mein Tier ranlassen, gefiel mir gar nicht. Und so fand ich im Internet ein Medikament für Menschen, das ganz schlicht Methionin Stada 500mg heißt. Die Tabletten bekommt man in der Apotheke ohne Rezept und es gibt sie als 50-er und 100-er Packung. Die 100-er Packung liegt in etwa bei ca. 23,00 €. Vorsicht ist geboten bei Nierenproblemen, aber das steht im Beipackzettel und ist bei Menschen wie bei Katzen gleich anzuwenden. Micky hat sehr starken Gries, ich gebe ihm daher eine Tablette am Tag. Bei anderen Katzen reicht eine halbe pro Tag sicher aus.
Ich ging in die Apotheke und besorgte mir eine 50-er Packung. Micky bekam eine ganze Pille am Tag. Doof ist nur, dass ich sie ihm in den Rachen schieben muss, und da man diese ja mit Wasser nehmen soll, habe ich auch immer eine 10ml Spritze parat. Da Micky aber recht lieb ist und klein und handlich, ist das gar kein Problem. Bei unserem Donald wäre das überhaupt nicht möglich mit der Wasserverabreichung!!! Zusätzlich gibt es ein paar Mal die Woche über die Spritze Blasentee von Heumann. Der ist richtig gut für Katzen, da er angenehm schmeckt. Andere Sorten wurde teilweise sofort ausgebrochen (vor allem die leicht bitteren). Der Tee von Heumann ist eigentlich in jeder Apotheke vorrätig und kostet um die 7,00 €.
Mit diesen Tabletten ging es endlich aufwärts. Sie sind stark genug, um gegen den ganzen Harngries anzukommen. Nur absetzen darf ich sie nicht, dann ist der ganze Gries wieder da.
Ich habe nie Billigfutter gefüttert. Ich füttere nur hochwertiges, sehr fleischhaltiges Futter ohne Zusatzstoffe. Außerdem koche ich recht häufig Fisch und Hähnchen für die beiden (oft mit Reis da harntreibend). Daran kann die Erkrankung also nicht liegen. Ich schätze mal, dass es wie häufig vermutet, eine Stoffwechselkrankheit ist. Es heißt immer, Kater die dick sind, im Haus leben und kastriert sind neigen zu diesen Struvitsteinen. Ich kann sagen, dass das nicht immer zutrifft. Micky ist bewegungsfreudig wie ein junger Kater, war zu dem Zeitpunkt nicht kastriert und wiegt die optimalen 5 Kilo. Außerordentlich ist bei ihm aber die Heftigkeit des Grieses.
Ich habe noch eine zeitlang Trockenfutter gefüttert, was ich allerdings auch eingestellt habe. Ich kann aber bis jetzt nicht sagen, ob sich das positiv ausgewirkt hat. An manchen Tagen ist halt immer noch Blut im Urin, aber das kommt ja jetzt wenigstens raus.
Micky geht es heute wirklich prima. Er tobt, pinkelt nicht mehr die Bude voll und ist bester Laune. Vor dem Klo liegt noch eine Inkontinenzmatte, weil er manchmal übers Klo pieselt, aber damit können wir prima leben.
Wer bezüglich Therapien, guten Tierärzten und Klinken einen Rat haben möchte, kann mich gerne über e-Mail unter n.a.jung (at) web.de kontaktieren. Man merkt leider auf dem Gebiet noch die Lücken, die auch Tierärzte nicht immer füllen können.
Wichtig zu erwähnen finde ich noch, dass alle Tierärzte bei Micky alles auf die Psyche geschoben haben, obwohl mir klar war, dass mein Kater total stabil und zufrieden ist (außer das es ihm schlecht ging wegen dem verpfuschten Eingriff und er fürchterliche Schmerzen hatte). Davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen. Man soll nicht alles glauben was ein TA von sich gibt. Er sieht das Tier 10 Minuten, ich 12 Stunden am Tag, das ist schon ein gewaltiger Unterschied. Wenn man genau fühlt, das dem nicht so ist, sollte man selbst aktiv werden und sich informieren. Wenn ich nicht selbst so aktiv gewesen wäre, wäre er wahrscheinlich jetzt schon nicht mehr am Leben. Andere Menschen hätten so ein Tier sicher abgegeben oder gar ausgesetzt. Alles in allem, es ist gut ausgegangen.
Ich wünsche allen ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest mit vielen Geschenken und vielleicht ein paar Schneeflocken. Bei neuen Erkenntnissen werde ich sie weiter informieren.
Alles Gute Nina
Letzte Aktualisierung: Montag, 25. Februar 2013
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